Tiermedizin ist ein relativ kompakter kurzer Begriff, aber nur auf den ersten Blick.
Viele angrenzende Bereiche spielen mit hinein und machen das Studium so extrem umfangreich.
Das Fach Ernährungswissenschaften, auch Ökotrophologie genannt, ist ein eigener Studiengang bei der Spezies Mensch, beim Tier ist auch dafür der Veterinär zuständig.
Liest man im Vorlesungsverzeichnis „Tierernährung“ stellt man sich das so ähnlich vor, wie Botanik. Daheim schlafen und dann einen Crash-Kurs vor der Prüfung.
Da wird man dann aber schon in der ersten Vorlesung eines besseren belehrt.
Hier ging es echt ans Eingemachte und das fing schon damit an, dass es eine Übung zur Vorlesung gab, die verpflichtend war und zu unser aller Freude am späten Nachmittag in einer sehr außerhalb der Stadt gelegenen „Außenstelle“ der Fakultät stattfand.
Unter dem Begriff „Übungen zur Tierernährung“ konnten wir uns zunächst nicht viel vorstellen. Einige witzelten noch, die werden uns da doch wohl nicht beibringen wie man eine Dose Hundefutter öffnet.
Vor die Dose Hundefutter hatte aber Gott die Rohstoffe gesetzt und um die ging es jetzt.
Wenn Du in München schon einmal im Museum „Mensch und Natur“ warst, dann kennst Du sicher die Knopf-drück-Ratespiele, bei denen man Begriffe den richtigen Bildern zuordnen muss.
Genau das machten wir in diesen Übungen.
Dass es Hafer, Gerste, Weizen, Buchweizen, Roggen, Mais, Hirse...gab, das bekamen wir noch hin, aber zu den Begriffen immer auch die richtigen Körner zu finden, das war eine neue Herausforderung.
Zudem wussten wir wenig bis gar nichts über Inhaltsstoffe, Verarbeitungsmöglichkeiten, Energiegehalt etc. und so schaffte es dieses Fach ganz schnell zu einem der am meist unterschätzten zu werden.
Wie entsteht Molke, was ist Melasse…ich hätte sagen können habe ich auch schon gegessen, aber darüber nachgedacht, was ich da eigentlich esse hatte ich bis dato nicht wirklich.
Ich teilte mein Essen nur nach "schmeckt" oder "schmeckt nicht" ein.
Das sollte sich Dank der Übungen zur Tierernährung von da an grundlegend ändern.
Früher (also vor dem Studium) mähte in unseren Augen der Bauer eine Wiese und das Heu bekamen dann die Tiere, ganz einfach also.
Jetzt lernten wir der erste Schnitt hieß Heumahd, der zweite Schnitt Grummet und da war beispielsweise der Eiweißgehalt deutlich höher...
Uns brummte der Schädel und als wäre das alles nicht genug mit diesen Knollen, Wurzeln, Körnern und Co. (ich glaube wir hätten damals alle sofort eine Festanstellung im Reformhaus bekommen) kam jetzt auch noch das spannendste Computerspiel der damaligen Zeit hinzu:
die computergestützte Rationsberechnung.
Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es noch keine Smartphones, da hätte man sonst eine entsprechende App installiert, die einem das alles mit einem Knopfdruck ausrechnet. Bei uns sah das noch so aus, dass wir vor einem PC saßen, der allein schon den Tisch füllte und in den man eine Diskette (das waren diese Plastikteile in Bierfilz-Größe) mit dem Programm steckte.
Eine laktierende Kuh brauchte eine andere Energieversorgung, als eine trächtige, ein Sportpferd musste anders gefüttert werden, als ein Kaltblut...und wenn man das Prinzip kapiert hatte, konnte man mit Hilfe dieses Programms Futterrationen berechnen.
Das klingt einfach, war es aber nicht und so hatten wir vor der Prüfung alle gehörigen Respekt, das war nichts für schwache Nerven.
In meinem Fall hatte ich dieses Vergnügen an dem Tag, an dem es auch noch eine totale Sonnenfinsternis gab.
Von „Na, da tappen Sie ja völlig im Dunkeln“ bis „Na, da ist Ihnen ja doch noch ein Licht aufgegangen“ konnte alles passieren und genau so kam es dann auch, ich tappte erst im Dunkeln und dann ging mir doch noch gerade rechtzeitig ein Licht auf.
Den Stein, der mir nach dieser Prüfung vom Herzen fiel, konnte man glaube ich noch im Erdgeschoss des Institutes hören, zusammen mit denen meiner vier Mitstreiterinnen.
Zum Thema Tier-Ernährung hätte ich noch eine kleine Anmerkung:
Es geht um vegane Ernährung für Hunde und Katzen.. auch so ein neuer Trend.
Meine Meinung dazu, bitte Leute macht das gerne selbst, aber tut das euren Tieren nicht an. Ein Tier richtig zu ernähren ist eine Wissenschaft für sich und da kann man als Laie jede Menge falsch machen, wenn man nicht ein paar Regeln beachtet.
Ist der Hund noch einigermaßen von pflanzlicher Kost zu überzeugen, findet das bei den meisten Katzen wenig bis gar keine Akzeptanz. Wenn Katzen Gras fressen tun sie das nicht, weil es ihnen so gut schmeckt, sondern weil es hilft die bei der Fellpflege verschluckten Haare wieder loszuwerden. Man könnte es auch anders ausdrücken, Katzen finden Grünzeug zum Kotzen.
Und es kann für die Katze sogar lebensbedrohend werden ohne Fleisch im Futter. Die Aminosäure Taurin kann sie nicht selbst herstellen und in Körnerfutter ist sie leider nicht enthalten!
Auf dem Land stellen sich diese Probleme eher selten, da geht eine Katze nicht an der Leine in die Grünfläche und teilt sich dann mit Frauchen einen Gemüsebrätling aus dem Reformhaus. Da geht eine Katze auf die Mäusejagd und in der Maus ist alles drin was eine Katze braucht. Katzen sitzen ja gerne auf Vogelhäuschen, wenn diese zu niedrig aufgestellt sind. Das tun sie, weil sie gerne auf den Vogel warten. Hätten sie lieber Körnerfutter, dann säßen sie eins tiefer und würden sich die Warterei sparen.
Kinder, die auf Dinosaurier abfahren kennen sehr genau die unterschiedlichen Zähne von fleischfressenden und pflanzenfressenden Arten. Schaut man sich das Gebiss von Hund und Katze an, also Kinder wüssten in welche Kategorie sie das ein zu sortieren hätten und die „Fangzähne“ bei Hund und Katze heißen nicht so, weil sie damit einen Ball fangen können.
Die Verdauung beginnt schon im Mund respektive im Maul, aber da beginnt sie eben nur.
Der restliche Verdauungsprozess über Magen und Darm läuft bei Fleisch-und Pflanzenfressern komplett anders. Wo eine Kuh vier Mägen braucht um das mit dem grünen Futter hinzubekommen, haben Fleischfresser einen Magen und es reicht ihnen auch ein relativ kürzerer Darm.
Mit dem Aufschließen der Gemüsebrätlinge wird es für die Katze dadurch aber schon schwierig. Nicht alles was für den Menschen gut ist, ist es auch für sein Tier.
Wir lieben Schokolade, für den Hund kann sie tödlich sein.
Leider sind wir heute so mit Ratgebern zu gefrachtet, dass der normale Menschenverstand oft zu kurz kommt. Ich glaube je mehr Ratgeber in den Regalen der Buchläden stehen, umso mehr Verunsicherung macht sich unter den Leuten breit. Nehmen wir mal die Kindererziehung. Da gibt es ganze Regalreihen zum Thema „Schlafen“ und überall steht was anderes drin. Was einem von dem einen als vollkommen falsch verkauft wird, ist für den anderen das Allheilmittel. Am glaubwürdigsten finde ich es immer, wenn Leute solche Bücher schreiben, die selbst keine Kinder haben. Ich habe auch das ein oder andere gelesen, sie aber ganz schnell wieder weggelegt, denn wenn man ein bisschen auf sein Bauchgefühl hört, dann findet man schon den richtigen Weg und wer hat schon mal einen Teenager getroffen, der Probleme mit dem Schlafen hat, da hat man eher das Problem, wie man sie wieder wach bekommt.
Oder das Theater um die Schnuller-Entwöhnung. Bei der Einschulung meines Sohnes habe ich kein Kind mit Schnuller im Mund gesehen und da hätte man es durchaus verstehen können, wenn der ein oder andere gerne etwas zur Beruhigung gehabt hätte.
Die meisten Dinge regeln sich von ganz alleine, manchmal muss man nur der Natur ein bisschen vertrauen, aber das wird uns heute ganz gerne abtrainiert.
Die richtige Ernährung für ein Tier ist keine Hexerei, es gibt einfach ein paar Regeln zu beachten und dann klappt das.
Ich finde jedenfalls nicht, dass es der richtige Weg ist, eine von der Natur als Fleischfresser konzipierte Katze vegan zu ernähren, weil einem die Kühe und Schweine leid tun.
Mir tut da die Katze leid und das Problem der Massentierhaltung bekommt man so auch nicht aus der Welt, aber meine Meinung dazu kennst Du ja schon aus diesem Beitrag.
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