Von Sperrbezirken und Chanel Kostümen oder unsere Besuche im Juristen Cafe

 

Ein Jurastudium stand für mich nie zur Debatte.

 

Ins Juristen Café, es lag quasi um die Ecke, bin ich mit meinen Mädels aber immer sehr gerne gegangen, am liebsten direkt nach den pathologischen Sezierübungen oder der gynäkologischen Klinikstunde.

Da war der unverwechselbare Duft, den wir Tiermedizinstudenten ausströmten immer am intensivsten.

In Jeans, Turnschuhen und in eine Wolke eau de vache Nr.5 oder eau de cadavre Nr.19  gehüllt, betraten wir den Coco Chanel Club.

 

Ja selbst bei den angehenden Juristen gab es schon einen strengen Dresscode:

Anzug und Krawatte für den Herrn und Kostüm für die Dame.

 

Wir trugen so etwas erst beim Rigorosum (mündliche Prüfung zur Erwerbung des Doktortitels), obwohl ich mich manchmal gefragt habe, ob wir im Chanel Kostüm vielleicht  mehr Eindruck auf unsere männlichen Patienten gemacht hätten, als in unseren weißen oder grünen Kitteln.

 

Doch zurück zu den Juristen.

Ich glaube sie mochten uns nicht sonderlich.

Jedenfalls, wann immer wir bei ihnen im Cafe auftauchten, rümpften sie erst die Nase und trugen sie dann auffällig hoch.

 

Die geographische Nähe der beiden Fakultäten zueinander konnten wir uns deshalb eigentlich nur so erklären, dass die Juristen schon früh erkannt hatten, dass man an Ärzten unter Umständen gutes Geld verdienen konnte und man sich deshalb möglichst nah an dieser Einnahmequelle platzieren wollte.

 

So saßen wir im Café immer mit einem Sperrbezirk um uns herum, wie er sonst bei einer anzeigepflichtigen Tierseuche eingerichtet wird.

Nur die Desinfektionsbecken am Eingang fehlten.

 

Wir ließen uns davon aber nicht im mindesten abschrecken, im Gegenteil.

Wir unterhielten uns einfach ganz angeregt über künstliche Besamung, Trächtigkeitsuntersuchung und Kastration.

Diese Themen haben wir selbstverständlich ganz eigens, extra für diese Zuhörerschaft, ausgewählt.

 

Vor allem letzteres, die Kastration, führte bei den Anzugträgern sehr zuverlässig immer dazu, dass sie instinktiv die Haltung eines Fußballers beim Elfmeter einnahmen, was dann wiederum für uns so eine Art Signalwirkung hatte und wir spätestens jetzt so richtig Fahrt aufnahmen und die OP in allen, und ich meine wirklich allen, Einzelheiten durchsprachen.

 

So gesehen hatte der erste Kater, der durch mich seine Männlichkeit verlor, es meinen Besuchen im Juristen Café zu verdanken, dass er diesen Eingriff ohne größeren Schaden überstand.       

 

Soviel zu den Besuchen im Juristen Cafe, das nächste Mal geht es um Schlachtermesser, große Kulleraugen und Verkehrskontrollen. 

Also schau mal wieder rein... 

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