Ich kann mir schon denken warum Du da bist. Das mit der Blaskapelle und den Japanern hat dir doch keine Ruhe gelassen.
Nochmal kurz zur Erinnerung:
es war also alles aufgebaut und dekoriert, ich saß zufrieden und erschöpft auf meinem Klappstuhl, mein Mann auf seinem. Es war kurz vor neun, also noch eine Stunde bis zur offiziellen Eröffnung des Stadtgründungsfestes.
Was tun in der verbleibenden Zeit?
Wir entschieden uns für Essen und Klo.
Schlag zehn Uhr eröffnete der damalige Oberbürgermeister Christian Ude dann das Stadtgründungsfest.
Ich konnte irgendwie immer noch nicht fassen, dass ich mitten in München ein Marktzelt, gefüllt mit meinen Handarbeiten, stehen hatte...
Die ersten Besucher flanierten bereits vorbei und die ein oder anderen Blicke fielen auf meinen Stand, als plötzlich eine junge Dame neben mir stand, eine meiner Pinnwände in der Hand, und fragte, ob ich ihr die zurücklegen könnte, sie käme dann abends nach der Arbeit vorbei, um sie abzuholen.
Sie wollte auch gleich bezahlen und so hatte ich kurz nach zehn Uhr schon meinen ersten Verkauf getätigt. Das lief ja besser als gedacht und so ging es auch weiter...es kamen immer mehr Leute an meinen Stand und sie kauften...wow!
Später in einem etwas ruhigeren Moment marschierten dann, zu meiner Beunruhigung, zwei uniformierte Polizisten schnurstracks auf meinen Stand zu. Bei uns angekommen, blieb der eine vor dem Zelt stehen, während der andere herein kam und sich sehr genau umsah. Schließlich nahm er eine meiner U-Hefthüllen und streckte sie mir entgegen. Ich gab ihm keine Chance etwas zu sagen, ich hielt ihm sofort meinen Gewerbeschein und die Marktzulassung unter die Nase ...und sagte:
"Das ist alles in Handarbeit von mir hergestellt, das ist nicht geklaut und auch nicht aus China."
Der Polizist schaute mich an, fing an zu lachen und sagte:
"Das ist sehr schön, dann kann ich das hier ja ganz beruhigt erwerben. Ich bin nämlich gestern Onkel geworden und das wäre ein schönes Geschenk."
Der Polizist, mein Mann und ich standen mitten in unserem Zelt und ich weiß nicht wer von uns am lautesten gelacht hat.
Der andere Polizist kam jetzt ebenfalls ins Zelt herein. Ich glaube er wollte auch mitlachen.
Nachdem wir uns alle wieder etwas eingefangen hatten, fiel mir auf, dass die Leute durch die Anwesenheit der beiden Polizisten irgendwie so irritiert waren, dass sie sich nicht mehr in mein Zelt herein trauten. Konnte man ihnen auch nicht verübeln.
Es war klar, die beiden damals noch in grün gekleideten Ordnungshüter mussten wieder raus aus meinem Zelt.
Ich nahm dem Polizisten die U-Hefthülle ab, packte sie als Geschenk ein, gab sie ihm und sagte: " Vielen Dank für den Besuch, den Einkauf und die nette Plauderei."
Der Polizist erwiderte: "Ich glaube sie wollen uns los werden."
Ich antwortete: " Als Zivilstreife dürften sie gerne da bleiben, aber ich fürchte so grün sind sie geschäftsschädigend. Es traut sich ja keiner mehr an meinen Stand."
"Das können wir natürlich nicht verantworten", stellten die beiden fest, verabschiedeten sich und zogen schließlich weiter.
"Ja mei, sans beklaut worn?, fragte mich ein älteres Ehepaar.
"Na na alles in Ordnung, beruhigte ich das Ehepaar und schilderte Ihnen das Erlebnis. Sie fingen herzlich an zu lachen. Wir unterhielten uns noch eine Weile und sie verließen meinen Stand mit ein paar Babyfilzschuhen für ihr Enkelkind.
Ja so ein Markt ist absolut erlebnis- und lehrreich...
Im Laufe des Nachmittags zog der Himmel zu und es gab einen Wolkenbruch, der sich gewaschen hatte.
Er dauerte etwa 10 Minuten, aber das genügte zwei neue Erkenntnisse zu gewinnen:
1. Packe niemals deine handmade with love Produkte in Pappkisten und
2. ein 3 x 3 Meter Zelt schluckt eine ganze Menge, wenn es sein muss
Zu Punkt 1:
Die erste Amtshandlung nach dem Markt war es mich mit durchsichtigen Plastikboxen einzudecken. Das hat zwei entscheidende Vorteile. Regen verliert einen Teil seines Schreckens und man sieht auf Anhieb, was in welcher Box verstaut ist.
zu Punkt 2: wenn es nötig ist, findet eine Blaskapelle samt Instrumenten und eine japanische Reisegruppe in einem 3 x 3 Meter Zelt Platz.
Schade dass wir das nicht fotografisch festgehalten haben, das hätte sicher Chancen gehabt ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen.
Als der Regen nachgelassen hatte, bedankten sich zunächst die Musiker für die Gastfreundschaft.
Ich sagte in bestem münchnerisch: "Nichts zu danken, rei seits umasunst kema, raus kemts erst wenns a wos kaft habts."
Das Gelächter war groß und die Japaner waren etwas irritiert. Sie verneigten sich alle fast gleichzeitig und folgten dann ganz rasch der Reiseleiterin, die ihren Regenschirm in die Luft haltend aus meinem Zelt huschte.
Wir hatten wieder Platz und ich verkaufte munter weiter. Dazwischen kamen immer mal wieder Freunde und Bekannte am Stand vorbei und so ging ein langer erster Tag doch relativ rasch vorbei... gegen Mitternacht waren wir im Bett und schliefen sofort vor Erschöpfung ein. Um sechs Uhr klingelte der Wecker uns wieder raus, Tag 2 wartete auf meinen Mann und mich.
Dieser zweite Tag hatte es auch in sich, doch das erzähle ich ein anderes Mal, denn wie immer gilt:
Fortsetzung folgt...
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