Schon in den ersten vier Semestern verbrachte ich einen großen Teil meiner Zeit im
copy shop, spätestens mit Eintritt in die klinischen Semester dachte ich
darüber nach, mir hier ein Zimmer einzurichten und mein Namensschild draußen
anzubringen.
Deshalb an dieser Stelle ein Vorschlag für alle, die später ihr Geld mit der Tiermedizin verdienen möchten, denen die Studienplatzvergabestelle da aber einen Strich durch die Rechnung macht. Es gibt noch eine andere Möglichkeit wie man dieses Ziel erreichen kann.
Nein, ich meine nicht den Umweg über Ungarn (viele studieren die ersten Semester in Budapest und kommen dann irgendwann in die Heimat zurück), man muss einfach einen copy shop in der Nähe einer tierärztlichen Fakultät eröffnen.
Aus den Erfahrungen die ich in diesen Einrichtungen gemacht habe, gehört man da dann zu den Topverdienern, absolut vergleichbar mit Zahnärzten.
Ein ganz besonderer Reiz dabei, es sind fast ausnahmslos die Streber, die einem
den Studienplatz vor der Nase weggeschnappt haben, die einem jetzt die Luxuseigentumswohnung finanzieren.
Tja, man trifft sich im Leben eben immer zweimal.
Dass wir jetzt in der Klinik waren machte sich auch noch an anderen Stellen
bemerkbar. Der Weg morgens an die Uni war deutlich beschwerlicher geworden, was
daran lag, dass das, was wir in der Uni brauchten, von Gummistiefeln,
Stethoskop, diversen Kitteln über Proviant bis hin zu den kleinen Kitteltaschenkompendien
jetzt nur noch in einem riesigen Türkenkoffer (extrem große Tragetasche aus
Kunststoff mit Migrationshintergrund, damals war das einfach ein
Türkenkoffer) Platz fand. Auf die super Lage am Englischen Garten hätten wir von
nun an gerne zu Gunsten von mehr Parkmöglichkeiten verzichtet.
Was hatte sich noch verändert?
In der U-Bahn blieben hauptsächlich heimwärts die Plätze neben mir immer öfter frei und manch einer der zunächst neben mir Platz genommen hatte stand wieder auf und suchte sich eine andere Sitzgelegenheit, auffallend oft am anderen Ende des Waggons.
Die Duftmarken, die ich so setzte, waren den meisten Großstädtern vermutlich etwas suspekt, aber es reichte halt leider schon den Hörsaal in der Gynäkologie nur für den Bruchteil einer Sekunde zu betreten, um für den Rest des Tages nach altem Ziegenbock zu stinken.
Meinem Mitbewohner war diese geruchliche Veränderung auch aufgefallen und wenn er eine
Wahl gehabt hätte, hätte er sich sicher auch an das andere Ende des Waggons gesetzt. Insgesamt war er aber sehr tapfer, ich kann mich nur an eine Situation erinnern, in der er verlangt hatte, dass ich mich schon im Treppenhaus ins Eva-Kostüm schmiss.
Das war nach dem Landwirtschaftlichen Praktikum im Schweinestall.
Was änderte sich noch in der Klinik.
Während in den ersten vier Semestern von uns volles Engagement gefordert wurde, waren es jetzt immer öfter auch die Professoren, die sich engagierten.
Im Rahmen der Propädeutik, wo man so entscheidende Dinge lernte wie etwa, wo sich beim Tier vorne und hinten befinden und was für Gefahren am jeweiligen Ende zu erwarten waren, ging ein Professor sogar soweit, sich einen Finger von einem Pferd abbeißen zu lassen, nur um uns zu demonstrieren, dass beim Pferd die Gefahren auch vorne und nicht nur hinten lauerten.
Wir waren schwer beeindruckt von so viel Engagement.
Auch die Instrumentenkunde bereitete uns einen heiden Spaß. Wir hatten für ein
Instrument nämlich nur selten eine Anwendungsmöglichkeit parat, oft waren
es gleich mehrere, nur die richtige war meist nicht dabei.
Ein Rippenspreitzer sah am Morgen nach einer Geburtstagsfeier an der Isar eben wie eine
Grillzange aus und beim Anblick eines Rinderspekulum kam uns eher der Spruch, mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, in den Sinn.
Für den ein oder anderen sollte das später auch das Motto für die Prüfung in Geburtshilfe werden.
Fortsetzung folgt...
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